Studie: Nachhaltige öffentliche Beschaffung
Deutschland beschafft Waren und Dienstleistungen im großen Stil, Jahr für Jahr. Eigentlich soll dabei eine nachhaltige öffentliche Beschaffung den Takt vorgeben, um den Wandel zu einer grüneren Zukunft voranzutreiben. Doch die Realität sieht anders aus. Eine aktuelle Studie der Universität der Bundeswehr München zeigt ernüchternde Ergebnisse. Lediglich 17,1 Prozent der öffentlichen Aufträge auf kommunaler Ebene werden unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien vergeben.
Nachhaltige Beschaffung stagniert auf niedrigem Niveau
Mit einem Volumen von 350 bis 550 Milliarden Euro pro Jahr an Waren und Dienstleistungen ist der Staat ein wichtiger Akteur auf dem Markt. Dies entspricht bis zu 15% des deutschen BIP. Die Politik hat dieses Potenzial erkannt und bereits seit zwei Jahrzehnten entsprechende Ziele definiert.
Die Europäische Kommission forderte 2008, dass bis 2010 mindestens die Hälfte aller Ausschreibungen umweltorientiert sein sollten. Auch die aktuelle Bundesregierung bekennt sich zur „Nachhaltigen öffentlichen Beschaffung“.
Obwohl die Bundesregierung und die Europäische Union ehrgeizige Ziele für nachhaltige öffentliche Beschaffung definiert haben, klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine große Lücke. Die aktuelle Studie der Universität der Bundeswehr München zeigt, dass im Zeitraum von 2011 bis 2023 Kommunen lediglich 17,1 Prozent der Aufträge unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien vergaben.
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Mehr erfahrenNachhaltige öffentliche Beschaffung: Umsetzung scheitert an fehlender Kompetenz
Die Studie erläutert nicht nur die aktuelle Situation, sondern auch potentielle Gründe für diesen „Intention-Action-Gap“ sowie mögliche Maßnahmen zur Schließung der Kluft zwischen politischen Zielsetzungen und Realisierung. Sechzehn Mängel wurden festgestellt, die in vier Bereichen auftreten:
- Recht und Regulierung
- Management und Strategie
- Strukturen und Prozesse
- Märkte und Anspruchsgruppen
Die Studie zeigt, dass das Hauptproblem für nachhaltige öffentliche Beschaffung bei „Management und Strategie“ liegt. Das Personal, das dafür zuständig ist, sei oft nicht genug qualifiziert, um strategisch und nachhaltig zu beschaffen. Auch wenn es noch Spielraum für Verbesserungen im rechtlichen Bereich gibt, sind die Gesetze nicht das Haupthindernis, sondern die Praxis in den Vergabestellen.
Um die Nachhaltigkeit in der Beschaffung zu erhöhen, müssen die Verwaltungsmitarbeiter Aus- und Weiterbildung, klare Strategien und Ziele erhalten. Außerdem können Routinen und Standards sowie die Zentralisierung durch Kompetenzbündelung auf einer höheren Verwaltungsebene (zum Beispiel Kreis für mehrere Gemeinden) helfen, dass der Staat seiner Nachhaltigkeitsverantwortung nachkommt.
Ausführliche Informationen findest Du in der Studie „Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung“.
Quelle: Bertelsmann Stiftung